Fußball

Am 4. Januar 2023
wurde der "SV Skerbersdorf 48" 75 Jahre alt


Fußball


Ein Foto vom Treffen ehemaliger Fußballer
30 Jahre nach dem Pokal-Gewinn 1989


Am 4. Januar 2023 wurde der "SV Skerbersdorf 48" 75 Jahre alt.
Anläßlich des 50. Jahrestages der Gründung des Sportvereins hat Matthias Nicko den nachfolgenden Artikel für die "Lausitzer Rundschau" geschrieben. Er gibt einen Überblick über Geschichte und Entwicklung der Sportgemeinschaft in den Jahren 1948 bis 1998:

Mit der Gründung des SV Skerbersdorf 48 vor fünfzig Jahren fing alles an. Spätestens seitdem sagen sich Fuchs und Hase in sportlicher Hinsicht längst nicht mehr "Gute Nacht". Rührige Menschen machten ihren Ort zu einer der ersten Adressen auf dem Gebiet des Sports zwischen Cottbus und Rothenburg.

So auch Hans-Peter Porz, nach dem Krieg Neulehrer in Skerbersdorf. Der Rheinländer hatte während des Krieges in Görlitz seine Frau kennengelernt und war mit ihr neißeabwärts gezogen. Von Beruf eigentlich Autoverkäufer, "schulte" Porz um und kümmerte sich fortan - wohlgemerkt ganzheitlich - um Skerbersdorfs Schüler. Er nahm sich deren Erziehung an und verbrachte viel Freizeit mit ihnen. Damals im übrigen nichts Ungewöhnliches. Am 4. Januar 1948 der große Augenblick: Porz gründete in Skerbersdorf die Sportgemeinschaft "SK 48". Zu Beginn sollte im Dorf ausschließlich der Handball rollen. Porz, in seiner Heimat früher selbst in dieser Sportart aktiv, wurde Trainer, Kurt Sergon Vorsitzender.

Ein Freundschaftsspiel in Rietschen Wochen danach mußte nach zehn Minuten abgebrochen werden, da es mit dem Anpfiff wie verrückt zu schneien begonnen hatte. "Wir konnten unmöglich weiterspielen", so der heute 68jährige Alfred Vogel, vor 50 Jahren eisenharter Verteidiger bei den Großfeldhandballern. Um Punkte kämpfte Skerbersdorf dann erstmals im Herbst 1948. Vor 300 Zuschauern hieß es am Ende gegen Sagar 3:3 unentschieden.

Noch 1947 hatten Porz und Vogel selbst in Sagars Reihen gestanden, da der Skerbersdorfer Sportplatz während dieser Zeit verbreitert worden und deshalb unbespielbar gewesen war. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit, die hauptsächlich Rodungs- und Planierarbeiten geschuldet waren, hatten die Handballer das Schmuckstück schließlich am 6. Juni 1948 einweihen können. An diesem Tag entstand ein Foto, das nebenstehend abgebildet ist (Bem.: Foto gegenwärtig leider nicht auffindbar). Hintere Reihe von links: Rudi Hönsch, Günter Schlammer, Hans-Peter Porz (Gründer von "SK 48"!), Gerhard Ladusch, Heinz Schulz. Mittlere Reihe von links: Herbert Ramien, Rudi Kuhla, Fritz Franzke. Vordere Reihe von links: Kurt Ladusch, Erich Klein, Alfred Vogel.

   Damals lebten viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten im Dorf. Beim Zampern unter den somit etwa 600 Einwohnern kamen im Gründungsjahr 5000 Mark zusammen! Aber auch dank der Eintrittsgelder - 50 Pfennig pro Person und Spiel - hielt sich "SK 48" über Wasser.

Vogel sind insbesondere die Fahrten zu den Sportfreunden von Görlitz-Weinhübel in bester Erinnerung: "Einmal machten wir hier aus einem 2:8 zur Pause noch einen 16:8-Sieg! In den Städten gab es nach dem Krieg nichts zu essen. Tippte man die Görlitzer während des Spiels an, fielen sie entkräftet um. Deshalb nahmen wir Bestellungen für Feldfrüchte entgegen und brachten diese dann bei nächster Gelegenheit vorbei." Auf diesem Weg kamen Skerbersdorfs Handballer auch zu einem kompletten Satz neuer Trikots: Die Mitarbeiter der Textilfabrik Forst wurden mit zwei Zentnern Kartoffeln und einem Zentner Getreide bestochen und rückten die ursprünglich für Sachsenring Zwickau vorgesehenen Hemden heraus.

Bis 1950 verzogen die Spieler nach und nach. Trainer Porz ging zurück in den Westen. Die Mannschaft zerfiel - lediglich eine Jugendvertretung spielte noch kurze Zeit weiter. Skerbersdorf als Handballhochburg sollte es fortan nie wieder geben.

     



Fußballmannschaft


Fußballmannschaft 1952

Im selben Jahr trat König Fußball, einzig bis heute erhalten gebliebene Sportart, aus den Kinderschuhen. 1952 wurde nebenstehendes Foto aufgenommen. Es zeigt (v.l.n.r.) Karl Machoi, Horst Ladusch, Herbert Lehmann, Günter Buder, Bruno Großmann, Alfred Vogel, Kurt Sergon (hintere Reihe), Erich Petho, Kurt Machoi, Horst Tschöpel (Mitte) sowie Kurt Kliemann, Max Schulz und Rudi Kuhla (vorn).

Kurt Sergon, der Vorsitzende von "SK 48", fungierte als Spielertrainer - Herbert Lehmann und Bruno Großmann taten es ihm wenig später gleich. Lehrer Hubert Reiss kümmerte sich um die Spielansetzungen, leitete Versammlungen und führte Buch, trat aber nie selbst sportlich in Erscheinung. Die Skerbersdorfer Kicker, welche mitunter auf einem Traktorenanhänger auf Auswärtsfahrt gingen, trafen in den Punktspielen auf Schleife, Halbendorf, Wolfshain, Groß Luja, Viereichen oder Kromlau. Alfred Vogel kann sich noch gut entsinnen, auf welch kuriose Weise Rudi Kuhla einst in der Parkgemeinde einen Elfmeter verwandelte: "Rudi lief an, trat aber in den Sand. Der halbwegs getroffene Ball trudelte trotzdem ins Netz, da der Torwart in die falsche Ecke gesprungen war."

Die Fußballer waren über die Maßen gesellig. An Himmelfahrt 1953, wenige Tage vor dem ominösen 17. Juni, hatten sie sich mit einem Pferdefuhrwerk von Skerbersdorf aus in Richtung Bruchmühle (bei Groß Kölzig) aufgemacht. Während Günter Dörry auf der Ziehharmonika spielte, ließ Vogel, von Beruf Fleischer, hauseigene Würste kreisen. Und auch der Alkohol kam nicht zu kurz - unterwegs passierten die Männer sieben Kneipen.

Achim Schuster wurde Anfang der Fünfzigerjahre Schiedsrichter. Nur aus diesem Grunde bekam er damals seine "Jawa" schon nach vergleichsweise kurzer Zeit. Die Mobilität unter den Männern in Schwarz schien den zuständigen Stellen ihren Preis wert zu sein!

1954 aber folgte dem Handball-Aus auch die Fußball-Ernüchterung - die Mannschaft brach auseinander. Einige Akteure waren zu alt, andere trugen sich mit Abwanderungsgedanken.

In der Zwischenzeit war im Dorf Anfang der Fünfzigerjahre der Tischtennissport aufgekommen. Zur Heimstatt der Freunde des kleinen Zelluloidballs wurde der Saal der Gaststätte Hubatsch. Lokalchef Kurt stand bis 1960 ebenso in Skerbersdorfs Reihen wie Adwin und Hubert Gloyna, Kurt Kraske, Edgar Blümel, Kurt Kollar, Siegwart Mühle, Karl Kuhla, Manfred Prugel, Erhard Müllrich oder Karl Machoi. Letzterer, von Beruf Tischler, hatte die vorerst einzige Platte der Sektion selbst gefertigt. Kurt Kraske: "Wenn es in einem Match eng wurde, spielte Kurt Hubatsch manchmal in Socken oder sogar nur barfuß weiter. Da konnte er sich dann besser konzentrieren."

In der Serie 1953/54 war Kraske als Tischtennisspieler und als Kicker für seinen Heimatverein am Ball. "Hatte ich an Sonntagvormittagen irgendwo im Kreisgebiet ein Tischtennisspiel zu bestreiten, holte mich Rudi Kuhla nachher oftmals mit seinem Motorrad ab, da am Nachmittag schon wieder die Fußballer warteten. Anfangs spielte ich hier unter falschem Namen, da ich noch keine Achtzehn war. Das ging nur, weil Günter Milk gerade in den Westen gemacht war und seinen Spielerpaß nicht mehr brauchte."



Tischtennis


Tischtennis um 1954, im Trikot v.l.n.r.:
Kurt Kraske, Kurt Kollar, Siegward Mühle,
Karl Machoi, Adwin Gloyna, Kurt Hubatsch

In derselben Saison wurde der Skerbersdorfer Tischtennis-Sechser Kreismeister und spielte von da an in einer der neu gegründeten Bezirksklassen des Bezirkes Cottbus. Nun hießen die Reiseziele Elsterwerda, Wahrenbrück, Finsterwalde, Sonnewalde, Laubusch, Forst oder Lohsa. Als "SK 48" einmal in Sonnewalde spielte, wollte ein Spieler der Heimmannschaft anschließend noch zu einer Hochzeit. Das klang interessant! Die Wirtin der Gaststätte, in der die Tischtennispartie stattgefunden hatte, gab den Skerbersdorfern daraufhin einige Girlanden mit. Die könnten sie über die Straße spannen und sich so mit etwas Glück einige Groschen erschanzen. Gesagt - getan: Das Brautpaar schmiß nach der Trauung tatsächlich einige Mark in die Runde und "beteiligte" sich damit an der finanziellen Absicherung weiterer von den Sportlern geplanter Aktivitäten.

Ihren Sektionsmeister ermittelten die Sportler immer im Winter - anfangs sogar im zugigen Gastraum! Die eintretende Kundschaft des Lokals mußte sich an solchen Tagen mit einem Platz in der hintersten Ecke begnügen. Kurt Kraske: "Über der Platte hingen Würste in verschiedener Größe. Der Sieger bekam die längste, der Letzte die kürzeste."

Gegen Ende jenes Jahrzehnts fiel die Tischtennis-Abteilung nach und nach auseinander. Einige Akteure wechselten bis 1961 nach Krauschwitz, Gaststätteninhaber Kurt Hubatsch beendete seine "Karriere". Im Lokal fanden nie wieder Spiele statt.

Kurzzeitig keimte die Idee auf, in einem Skerbersdorfer Dreschmaschinen-Schuppen weiterzuspielen, was aber letztlich nie in die Tat umgesetzt wurde.  Einige Zeit später wagten Erhard Hentschke, Uwe Schulz, Erhard Großmann und Helmut Melcher, um nur einige zu nennen, vielmehr in Pechern einen Neuanfang. In der alten Schul-Turnhalle, heute Domizil des dortigen Karnevalsvereins, hauchten sie dem Skerbersdorfer Tischtennis kurzzeitig Leben ein, ehe es mit diesem Kapitel um 1970 herum endgültig zu Ende ging.

     Zurück in die späten Fünfzigerjahre. Es war im Mai 1959, als sich in Alfred Vogels kleinem Wohnzimmer sage und schreibe 35(!) Sportfreunde einfanden, um am Bildschirm gemeinsam die Friedensfahrt zu verfolgen. Vogel besaß als einer der ersten im Ort einen Fernseher.

Doch auch das Skerbersdorfer Sportleben blühte neuerlich auf. Nachdem Karl Machoi 1961 Vorsitzender der Sportgemeinschaft geworden war, durfte er sich fortan BSG-Leiter nennen. Es war die Zeit der Massengründungen von Betriebssportgemeinschaften - "SK 48" wurde zur "BSG Traktor". Indes schon 1952 war es zu einer ersten finanziellen Unterstützung durch einen Betrieb gekommen. Die Maschinen- und Traktoren-Station (MTS) hatte den Fußballern damals mit ein wenig Barem unter die Arme gegriffen.

Von 1961 bis 1964 rollte in Skerbersdorf - im Anschluß an eine siebenjährige Fußballflaute(!) - nun wieder das runde Leder. Unter dem jungen Trainer Helmut Melcher, der soeben die Übungsleiterstufe I abgelegt hatte, nahm eine Nachwuchsvertretung mit folgenden Sportlern den Spielbetrieb auf: Dieter und Wolfgang Tzschichholz, Uwe Schulz, Horst Förster, Peter Lehnigk, Karl-Heinz und Peter Fleischer, Jürgen Weise, Erhard Großmann, Reinhard Prelop, Hansi Buder, Lothar Smers, Hans-Gerd Blümel und Reinhard Krause. Fahrten nach Haidemühl oder auch Schwarze Pumpe standen auf dem Programm. Dies vorweg: 1971 sollte dieses Team im Männerbereich seine bis heute ununterbrochene Serie im Spielbetrieb des Kreises beginnen...  Doch zurück in das Jahr 1961: Für die Herrenmannschaft von damals liefen fortan Wolfgang Reinert, Manfred Prugel, Erhard Müllrich, Dieter Lehnigk, Kurt Kraske, Rudi Grabein, Hans Köhler, Siegfried Junge, Kurt Kudobe, Dieter und Siegwart Mühle, Walter Hentschke, Günter Stephan, Siegwart Hilger und Klaus Broda aufs Feld, darunter einige in Sagar stationierte "Bewacher" der Oder-Neiße-Friedensgrenze. Kraske kann sich an ein Pokalspiel in Krieschow bei Cottbus erinnern: "Es blitzte und donnerte gewaltig. Drei von uns bekamen daraufhin solche Angst, daß sie den Platz verließen. Wir mußten notgedrungen zu acht weiterspielen."

Dabei gehörte Skerbersdorf für kurze Zeit Sprembergs 2. Kreisklasse an, da auf dem Gebiet des Kreises Weißwasser keine gleichartige Liga existierte. Hier gab weiterhin der Handball den Ton an! Zu ihren Auswärtspartien reisten die Fußballer bis nach Sellesen oder Kausche, beendeten die Punktekämpfe aber nur auf hinteren Plätzen.

Nach diesen drei Serien kündigte sich die nächste Durststrecke an: Zwischen 1965 und 1968 sollten in Skerbersdorf wie schon Jahre zuvor erneut sämtliche Schuhe am Nagel hängen. Erst im Anschluß daran kämpfte auf Buders Wiese in den Ausbauten wieder eine Jugendvertretung um Punkte. Deren Trainer wurde Helmut Melcher.

Am 16. Dezember 1969 wählten ihn die Sektionsmitglieder sogleich zum Leiter der zum zweiten Mal auferstandenen Fußball-Abteilung. Melcher, der dieses Amt noch heute bekleidet, trat damit die Nachfolge von Bruno Großmann an, Sektionschef zwischen 1961 und 1964. Allerdings waren bei der Abstimmung im Feuerwehrgerätehaus nur zehn Personen anwesend. Dies entsprach einer Wahlbeteiligung von 65 Prozent, wie die akurat geführten Protokolle einer jeden Versammlung verraten. Karl Machoi blieb BSG-Leiter.

Einen Monat darauf steckten die Sportfreunde der kleinen Gemeinde die Aufgaben für 1970 ab und diskutierten über die Perspektiven des Leistungs- und Volkssports. Inzwischen hatte die BSG 16 Fußballer, neun Handballerinnen und sieben Tischtennisspieler. Trotz ihres Namens war es der "BSG Traktor" bis dato nicht gelungen, einen festen Patenbetrieb aus dem Bereich der Landwirtschaft zu erhaschen. Die LPG Weißkeißel stellte Anfang der Siebzigerjahre lediglich ab und zu ihren kleinen Bus für die Auswärtspartien zur Verfügung. Dieses Bettlerdasein der Sportler sollte bis zum Zusammenbruch der DDR anhalten. Mit Sachleistungen und Geldspenden hielten sich die Betriebe, obwohl vom Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) dazu angehalten, merklich zurück. Zwar mußten die VEB, wenn doch einmal einer Gemeinschaft zugeteilt, sechs Prozent ihres Sozialfonds an diese abführen, doch blieben 600 bis 1000 Mark im Jahr nichts weiter als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Während insbesondere der Nachwuchs der Bolz-Enthusiasten ab 1970 eine gute Entwicklung nahm, stagnierte die Arbeit der Abteilungen Handball und Tischtennis zusehends. Dementsprechend ungeschönt wurde sie damals von Karl Machoi eingeschätzt: "Der Trainingsbetrieb der Sektion Handball ist in letzter Zeit schlechter geworden." Dies sei darauf zurückzuführen, daß keine straffe Sektionsleitung bestehe und man vieles dem Selbstlauf überließe. Außerdem befinde sich die Turnhalle an einem ungünstigen Ort (in Pechern, d. Verf.) und sei zu beengt. Von Zeit zu Zeit solle deshalb in Bad Muskau ein gemeinsames Training mit der BSG Einheit stattfinden.

Auch bei den Tischtennisfreunden liege "die Arbeit der Sektion am Boden", so Machoi. Hier stehe ebenfalls kein geeigneter Raum zur Verfügung. "In Pechern ist seit einiger Zeit kein Abend mehr frei." Man bestreite keine Punktspiele und beteilige sich lediglich als Volkssportgemeinschaft.

Sorgen begleiteten Skerbersdorf auch in den Folgejahren. Zum Ablegen des Sportabzeichens fehlte es gleichermaßen an der abnahmeberechtigten Person wie auch an Bandmaß, Stoppuhr, Kugel oder Laufbahn.

Die Fußballabteilung klagte über einen eklatanten Mangel an Trainern und geeigneten Sportanlagen. Ihre Heimspiele trugen die Kicker auf einem alles andere als rechtwinkligen Sandplatz mit vereinzelten Grasbüscheln aus. Dessen Form glich eher der eines Parallelogramms. Es war eingezwängt zwischen Lindenreihe und Kiefernböschung, was die Längsseiten betrifft, beziehungsweise altem Friedhofsweg und Pechernscher Straße, welche jeweils dicht hinter den Toren entlangführten. Nur auf diese Weise konnte Traktor den Verbandsanforderungen an die Mindestmaße eines Fußballplatzes gerecht werden! Mit der seltsamen Form des Platzes ließ sich zweifelsohne leben, nicht jedoch mit dessen Untergrund. Der sandige Boden erschwerte die Bemühungen der Sportler, den Dorfbewohnern filigranen Fußball an Stelle von Bolzerei anzubieten, erheblich. Zumindest der Sand der nahen Böschung hatte sein Gutes: Mit ihm ließen sich die Linien des Spielfeldes vortrefflich "abkreiden"!

   So erklärten sich die vordergründigen Ziele des "Jahressportplanes 1971": Instandhaltung beziehungsweise -setzung des Sportplatzes. Des weiteren sollten ein Sportzimmer eingerichtet, "durch regelmäßiges Training" die Leistungen der Junioren stabilisiert und eine Männer- oder Kindermannschaft gebildet werden. In seinem Rechenschaftsbericht zwölf Monate darauf konnte Sektionsleiter Melcher tatsächlich auf ein neu geschaffenes Herrenteam verweisen, wodurch die Mitgliederzahl der Fußballer auf 27 stieg.

Die sollte sich laut "Wettbewerbsprogramm 1973" um weitere vier erhöhen. Für jenes Jahr hatten sich die Skerbersdorfer ferner die Ausbildung eines Schiedsrichters, vollständige Kassierung und das Ablegen von 20 Sportabzeichen zum Ziel gesetzt.

Heute undenkbar, obwohl eine durchweg positive Sache: im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks (NAW) erbrachten die Sportler im Wohngebiet und auf dem Gelände der BSG zudem zum wiederholten Male 500 Arbeitsstunden.

Für die Saison 1972/73 nominierte Traktor vier Fußballmannschaften für den Spielbetrieb. Den Männern gelang es nach zwei Serien in Folge, die sie jeweils als Tabellenletzter abgeschlossen hatten, die Rote Laterne abzugeben. Nicht zuletzt deshalb, weil sozusagen voll im Saft stehende Armisten aus Haide zum Einsatz gekommen waren. Erstmals nahm Skerbersdorf am "Hallenturnier der Firma Gebrüder Kreisel & Co." in Krauschwitz teil, nur zwölf Monate später schon als "Turnier des VEB Entstaubungstechnik" veranstaltet.

Die Junioren konnten ihrer kleinen Landsportgemeinschaft den ersten großen Erfolg bescheren: Sie wurden 1973 Kreismeister! Folgende Akteure standen vor einem Vierteljahrhundert in der Truppe: Roland Vogel, Frank Gräber, Volker und Eckhard Byron, Norbert Lehmann, Roland Nickel, Jörg Hoffmann, Norbert Ladusch, Jörg Kuhla, Andreas Machoi, Jürgen und Steffen Großmann, Lothar Himpel, Reinhard Franzke und Volker Maifahrt.

Für die Schülermannschaft liefen Jungs wie Mario Mühle, Thomas Köhler, Dietmar Smers, Rolf Raupach, Uwe Gloyna, Eckhard Handke, Waldemar Brunsch, Rüdiger Koinzer, Udo Krätzig, Andreas Petho und Olaf Schuster auf - heute alle Männer im besten Alter. Nicht zu vergessen Uwe Junge - anno 1998 schnürt er als Libero immer noch die Töppen für Skerbersdorf!

Ein weiteres Nachwuchsteam komplettierte das Fußball-Flaggschiff. Als Trainer mühten sich Eckhard und Volker Byron, Jörg Kuhla sowie Dieter Tzschichholz um die Talente der drei genannten Jugendvertretungen.

Das Vorhaben, eine Handball-Mädchenmannschaft auf die Beine zu stellen, scheiterte indes gerade am Übungsleiternotstand. Interesse, Punktekämpfe zu bestreiten, war bei den jungen Damen zweifellos vorhanden.

In den Folgejahren veranstalteten die Fußballer erstmals sogenannte "Regelabende zur Verbesserung der Disziplin auf dem Sportplatz". Die vorangegangene Spielzeit war sehr ruppig gewesen, woraufhin auch Skerbersdorf vom Kreisverband zum internen Studium der Fußballregeln angehalten wurde. Gemeinsame Ausflüge der Mitglieder brachten kulturelles Leben in die Neißegemeinde und unter ihre Einwohner. Bis 1975 nahm Traktor Skerbersdorf ständig mit einer Nachwuchs- und einer Männermannschaft am Spielbetrieb teil.

Mitte der Siebzigerjahre rang sich die BSG auf Grund des miserablen Zustandes des Skerbersdorfer "Sandkastens" dazu durch, bis auf weiteres den Sportplatz in Sagar zu nutzen. Diesbezüglich existiert noch ein Antwortschreiben, verfaßt von Sagars damaligem Bürgermeister Arnold Polpitz. Am 11. März 1977 informierte er Skerbersdorfs Fußballchef Helmut Melcher, daß die BSG Traktor nur in der kommenden Serie, also 1977/78, auf den Sportplatz in Sagar ausweichen könne. Denn für das darauffolgende Spieljahr plane man hier die Einsaat neuen Rasens. Zum Umkleiden stünde der Raum rechts hinter der Bühne des Kulturhauses bereit.

Doch das Haus verfügte über keinerlei Sanitäranlagen. Helmut Melcher kaufte daraufhin 15 Schüsseln und schuf so eine mobile Waschgelegenheit für Skerbersdorfs Balltreter, aufstellbar auf Bänken am Spielfeldrand. Das einträchtige Bild, das sich hier nach dem Schlußpfiff dem Betrachter bot, kann sich jeder selbst ausmalen...

Die Jugendelf freilich konnte nicht mehr gehalten werden, was nicht zuletzt auch den genannten Schwierigkeiten geschuldet war. Natürlich spielten ebenso die materiellen Sorgen der BSG eine Rolle.

Sagar sollte mit der Graseinsaat zum Vorreiter für den Nachbarn flußaufwärts werden... Ohnehin war Sagar stets nur Notlösung gewesen - das eigentliche Problem lag nicht dort, sondern in der Unbespielbarkeit der Skerbersdorfer Anlage! Zwar kämpften die Mitglieder bereits seit 1973 beim Rat des Kreises um Mittel für deren Rekonstruktion, jedoch waren sämtliche Bemühungen ohne Ergebnis geblieben. Die Abteilung "Jugendfragen, Körperkultur und Sport" hatte sich in jenem Jahr auf eine Eingabe hin den Zustand des Platzes angesehen. Aber auch dies sollte nicht reichen, um wenigstens Gelder für Ausbesserungsarbeiten bewilligt zu bekommen.

  Dies änderte sich Ende der Siebzigerjahre. Nun zeichnete sich ab, daß auch auf dem altehrwürdigen Sportplatz in Skerbersdorf - und zwar im Mai 1980 - die Einsaat für ein künftiges Rasenkleid erfolgen würde! Fortan suchte die BSG nach einer Ersatz-Spielstätte.

Helmut Melcher und Siegfried Junge, der sich als Sektionsvize sehr für die Fußballer engagierte, machten eine Wiese bei Elli Smers, wohnhaft in der Brandstraße, ausfindig. So bat Traktor im Sommer 1979 den Fußball-Kreisverband, die genannte Fläche als Ausweichspielstätte zu genehmigen. Schließlich würde die eigene Anlage ab dem darauffolgenden Frühling zwei Jahre lang nicht zur Verfügung stehen - der frisch gesäte Rasen mußte in Ruhe gedeihen, wollte man ihn termingerecht 1982 einweihen!

Ein zwischen dem Rat der Gemeinde und der Wiesenbesitzerin am 15. April 1980 geschlossener Vertrag trägt folgenden Wortlaut: "Zu den Fußballspielen auf dem Sportplatz Ausbauten stellt Frau Elli Smers den Vorbau zum Umziehen für die Schiedsrichter und die Waschküche zum Zubereiten von warmem Wasser zum Waschen für die Spieler zur Verfügung. Für die Unkosten an Feuerung, Reinemachen und Bereitstellung der Räume bekommt Frau Smers eine jährliche Pauschalvergütung von 100 Mark vom Rat der Gemeinde Skerbersdorf." Unterzeichnet ist das Schriftstück von Bürgermeister Paul Stiller, Sektionsleiter Melcher und Elli Smers selbst.

Ohne den Platz auf der Brandstraße wäre der Spielbetrieb der 40 Sportler in starkem Maße gefährdet gewesen. "Mit der Schülermannschaft auch noch die Heimspiele auswärts zu bestreiten, konnten wir uns zu jener Zeit finanziell nicht leisten", so Melcher.

Nachdem Traktor in der Saison 1978/79 - sozusagen zwischen Sagar-Gastspiel und  Brandstraßen-Genehmigung - zum letzten Mal auf dem alten Skerbersdorfer Sportplatz gespielt hatte, begannen kurz darauf an gleicher Stelle die Arbeiten am "Bauvorhaben Sportplatz". Groß und Klein beteiligten sich: die Freiwillige Feuerwehr der Neißegemeinde war genauso vertreten wie der Jugendklub.

Zunächst mußte ein Teil der Böschung einschließlich Bäumen abgetragen werden, um den Sportplatz zur Waldseite hin rechtwinklig zu machen. Gleichzeitig verbreiterte sich das Areal auf diese Weise -  Platz für die später angelegte Aschenbahn wurde geschaffen. Den überschüssigen Boden schob eine Raupe in Richtung Torlinie am alten Friedhofsweg, jedoch weit über diese hinaus. Schließlich tat es nicht nur Not, die Anlage zu verbreitern. Der Platz mußte auch verlängert werden, schließlich wies er bislang lediglich Mindestmaße auf! Gezwungenermaßen erhielt der alte Friedhofsweg einen neuen Verlauf. Heute führt er bogenförmig am Sportplatz vorbei.

Vor 19 Jahren stand am alten Weg indes noch eine große, dicke Eiche. Nach der Böschung mußte auch sie dem Spielfeld weichen. In einem Radius von fünf Metern legten die Helfer die Wurzeln frei, um am nächsten Tag mittels Seil und Zugmaschine das knorrige Ding zum Fallen zu bringen. Doch über Nacht sank die Eiche von selbst darnieder.

Anschließend stand das Verlegen von Wasserleitungen zur Beregnung des im Mai 1980 anzusäenden Rasens an. Auch die künftigen Umkleideräume mußten einen Wasseranschluß erhalten, ebenso der nahe Friedhof. Um die Stromversorgung der Wasserboiler im Pumpenraum zu gewährleisten, mußten 370 Meter Kabel in die Erde gebracht werden. Dies bedeutete, sich ein weiteres Mal beim Aufreißen und Verfüllen von Gräben zu schinden. Aber viele Hände schafften auch hier ein schnelles Ende!



Siegfried Junge


Siegfried Junge beim Eggen

Dann ging es an das Entfernen von Steinen und Unkraut sowie das Pflügen des Platzes. Schließlich wurde der Boden vermessen, bevor er mit Hilfe von Pfahl und Schnur auf Höhe gebracht werden konnte. Es folgten die Planierarbeiten, wobei Skerbersdorfs Bautrupps das Feinplanum von Hand ausführten. Wie zuvor beim Pflügen machten die Traktoristen beim Walzen ihrem Namen alle Ehre: Das tuckernde Fahrzeug kam volle 50 Stunden zum Einsatz.

Die frühen Achtzigerjahre sollten der Landsportgemeinschaft auch andere wohlverdiente Höhepunkte bringen. So weilten die Fußballer im Juli 1980 - wenige Wochen nach der Einsaat des Rasens - zu einem Internationalen Turnier im tschechischen Lindava. Die sportliche Vorbereitung hatte aus drei Freundschaftsspielen bestanden und war mit einer nie wieder erreichten Trainingsbeteiligung einhergegangen! Skerbersdorf kehrte letztlich mit Sieg und Niederlage in die Heimat zurück. Damals in Lindava dabei (Bem.: Foto gegenwärtig leider nicht auffindbar): Volker Byron, Uwe Buder, Jörg Kuhla, Norbert Lehmann, Jörg Hoffmann, Dieter Heyne, Uwe Junge, Reinhard Franzke, Frank Gräber, Norbert Ladusch, Helmut Melcher und Siegfried Junge (von links).

In einem Brief an den DTSB-Kreisvorstand Weißwasser - einige Wochen danach verfaßt - sind die auf der Reise verbrauchten 557 Mark einzeln aufgeschlüsselt. Neben den Fahrtkosten sowie den Ausgaben für Geschenke und Blumen standen auch Wimpel zu Buche - im übrigen mit exakt 24 Mark! Traktor bat den DTSB in dem Schreiben, den zugesicherten Zuschuß in Höhe von 300 Mark nun endlich auf das Konto der BSG zu überweisen.

Im Bemühen um einen Barkas B 1000 oder einen kleinen Bus für die Fahrten des Nachwuchses zu Auswärtsspielen schenkte den Sportlern indes niemand Gehör. So wurde der Landsportgemeinschaft 1979 die Staatliche Forstwirtschaft Weißwasser vom DTSB als Patenbetrieb zugeteilt, doch zur Bereitstellung eines Fahrzeugs konnte auch sie sich nicht durchringen. Turn- und Sportbund sowie Forstwirtschaft fiel es damals sichtlich schwer, sich an einst getroffene Zusagen zu erinnern. Deshalb waren Mahnungen wie im geschilderten Fall "Lindava-Reise" der einzige Weg, um an "sein" Geld zu kommen.

   Herbst 1980. Nach der Rückkehr aus Böhmen machten sich die Skerbersdorfer erneut an die Arbeit. Es galt, die Rekonstruktion des Platzes fortzuführen. Bis zum Jahreswechsel zäunten die Helfer das Gelände ein und stellten die Aschenbahn fertig. So blieben für 1981 lediglich Arbeiten am Kleinfeld und dem Sanitärbereich! 

Auch sportlich ging es voran. Die BSG nahm an Turnieren in Kromlau oder Eichwege teil und wurde Stammgast beim Sommerturnier in Nochten. Traktor organisierte Volkssportveranstaltungen, mußte dazu aber immer noch den Platz in den Ausbauten nutzen.

Während dieser Zeit wurden von höherer Ebene 31 000 Mark für einen örtlichen Feuerlöschteich zur Verfügung gestellt. Die Gemeinderäte entschieden sich, dieses Brandschutzprojekt als Tarnmantel für den Bau eines Schwimmbades zu nutzen.

Viele Einwohner legten bei der Realisierung des Vorhabens unentgeltlich mit Hand an. So fertigten Skerbersdorfer Zimmerleute Türen für die Umkleidekabinen. Sämtliche Einzelteile der kleinen Häuschen hatte Kurt Kliemann in einem Betonwerk in der Nähe von Forst aufgestöbert. Die Beckenumrandung entstand auf unkonventionelle Art und Weise: Der Rasen umliegender Wiesen wurde abgeschält und an Ort und Stelle angesetzt. Beim Ausschachten des Abflußgrabens für die Entleerung des Bades half sogar die Rote Armee. Allerdings gezwungenermaßen: Die Soldaten mußten den von ihnen während einer Übung unweit von Schleife angerichteten Schaden in gemeinnütziger Arbeit wieder gutmachen... Am 17. Juli 1982 wurde der "Feuerlöschteich" schließlich den Wasserratten des Dorfes und der anderen Neißeorte übergeben.

Und auch der neue Sportplatz sowie das gleich daneben entstandene BSG-Haus konnten an jenem Tag eingeweiht werden. Der längliche Bau beherbergte jetzt Umkleideräume, Duschen, WC und ein Gemeinschaftszimmer mit Küche. Zu diesem Anlaß reisten die Fußball-Oberligamannschaften von Chemie Leipzig und Sachsenring Zwickau an. Akteure wie Alois Glaubitz gaben damals ihre Visitenkarte in Skerbersdorf ab! Den Wert des Erreichten konnten jedoch nur die Einheimischen richtig ermessen, die bis dato in einer wahren Sandbüchse gespielt und sich bei Wind und Wetter im Freien umgezogen hatten!

Nichtsdestotrotz hielt in Skerbersdorf wieder der Schlendrian Einzug. Von einst vier Schiedsrichtern, die für die BSG bis vor Monaten Punktspiele geleitet hatten, blieb bis Ende 1983 nur Volkmar Büttner übrig.

Ebenso mangelte es an Trainern für die ohnehin schon im Wettkampfbetrieb stehenden Vertretungen, so daß an den ins Auge gefaßten Aufbau einer Kindermannschaft gar nicht zu denken war. Dafür stand eine andere Neugründung zu Buche: die der Alte-Herren-Truppe, welche von Uwe Schulz betreut wurde. Dieser sollte 1988, unter anderem auch für seine Verdienste in der Revisions- und Disziplinarkommission der Gemeinschaft, die Ehrennadel des Deutschen Fußballverbandes (DFV) der DDR in Bronze erhalten.

In diesem Zusammenhang müssen aus dem Häuflein Unentwegter, das sich bis zu jenem Jahr enthusiastisch für den Skerbersdorfer Fußball eingesetzt hatte, einige weitere genannt werden, so bislang noch nicht geschehen: Rosemarie Queißert, Evelin und Volker Byron, Norbert Lehmann, Jürgen Großmann oder Dietmar Brunsch.

Für 1986 sah der Sportplan von Traktor Skerbersdorf mit der Fertigstellung der neuen Kegelbahn, die ihren Platz im BSG-Haus finden sollte, eigentlich die Bildung einer zweiten Sektion vor, doch kam es nie soweit. Die Kegler sollten bis heute Volkssportler bleiben. Ein Dutzend Jahre nach dem ersten Wurf sind sie indes eifrig wie eh und je am Werk. Dieser Tage trifft man dann und wann Marita und Hans-Albert Kliemann, Erika und Erhard Hentschke sowie Sigrid und Erhard Müllrich auf der Anlage an.

Die Fußballer hatten finanziell sehr zu knabbern, um mit drei Mannschaften im Wettspielbetrieb zu bleiben, da im Jahre 1986 der PKW als Transportmittel für die Schiedsrichter freigegeben wurde. Wie das miteinander zusammenhängt?

Nun: Bis dato mußten die BSG den Unparteiischen neben der Vergütung für den Einsatz als Referee lediglich jene Fahrtkosten erstatten, die bei Benutzung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs entstanden wären. Helmut Melcher dazu: "Für einen Einsatz in Muskau gab es beispielsweise zehn Mark. Darin waren neben den acht Mark Gage jeweils eine Mark für die Hin- und Rückfahrt mit dem Bus enthalten. Schiedste man in Boxberg, bekam man indes exakt 12,80 Mark, weil der Fahrschein in diesem Fall 4,80 Mark kostete."

Jetzt aber hatte Traktor den Männern in Schwarz, die in Skerbersdorf anreisten, den PKW-Spritpreis zu erstatten! Angesichts der auf diese Weise gestiegenen Schiedsrichterkosten wurde der Kauf von Bällen und Sportkleidung bis auf weiteres verschoben.

Den Nachwuchskickern stand nach wie vor kein Fahrzeug zur Verfügung, um endlich einmal geschlossen auf Auswärtsfahrt zu gehen. Umso erfreulicher, daß die Junioren auf Kreisebene ständig im Spitzenfeld rangierten. Stellvertretend seien hier Torsten Schlammer, Jörg Byron, Gerd und Thomas Grabein, Torsten Kluttig, Maik Schadow, Andreas Scheppan, Torsten Drogoin und Gerd Janke genannt. Ausgangs der Siebziger hatte diese Truppe in der Altersstufe Knaben ihren Siegeszug begonnen und anschließend sämtliche Nachwuchsklassen mit vorderen Plätzen in der Meisterschaft durchlaufen. So erzielten die Youngsters 1981 - bei den Schülern - 58:6 Tore und heimsten damit 16:4 Punkte ein. Heute, anno 1998, ist leider keiner mehr von ihnen für Skerbersdorf am Ball.

Die Männer verspielten in der Serie 1985/86 die Chance auf einen Medaillenrang, als sie in den letzten drei Partien ohne jeglichen Punktgewinn blieben. Trotz dessen war Platz sechs das beste, was "die Erste" zum Saisonende je erreichte.

1988 bildete sich endlich auch ein Knabenteam. Ein Jahr darauf wurde ein weiterer langgehegter Traum wahr: Die Gründung einer Kindermannschaft erfolgte. In der Saison 1990/91 liefen Marcel Bergmann, Daniel Gräber, Maik Hieke, Stefan Noatsch, Mirko Prüfer, Paul Krahl und Leo Krahl in der Altersklasse der Acht- bis Zehnjährigen auf. Diese beiden Vertretungen brachten zwar etliche Talente hervor, rissen jedoch bis heute keine Bäume aus.

Ähnlich erfolglos spielten die Schüler in der Wendezeit, schon deshalb, weil sie kaum einmal vollzählig antreten konnten. Zwischen 1989 und 1991 standen Ronny Bergmann, Frank Richter, Andre Schindler, Maik Stiller, Daniel Firl, Ronald Franzke, Sascha Hammer, Ronny Kliemann, Silvio Petho, Sven Schubert, Kai Tuscherer, Mathias Wiesner, Matthias Noatsch, Henryk Werner und Rico Scherr in den Reihen dieser Mannschaft.

Im Sog des unvergessenen Pokalsiegs von 1989 kletterten die Männer auch in der Kreisklasse Stück für Stück empor, während die DDR ihre letzten Atemzüge hauchte. Schlitterte Traktor in der Saison 1988/89 als Vierter - punktgleich mit dem Zweiten und Dritten - noch am Sonnentreppchen vorbei, konnten sie im Mai 1990 jubeln: Skerbersdorf wurde hinter Stahl Rietschen Vizemeister und hatte im Verlauf der Serie ganze dreimal verloren! Verständlich, daß im Augenblick des Triumphes - Wochen vor der Währungsunion - eine gehörige Summe letzter Ostmärker über den Biertresen der Gaststätte Hubatsch  ging!

Im Skerbersdorfer Aufgebot standen damals Dieter Heine, Norbert Lehmann, Detlef Kraske, Thomas und Uwe Junge, Mario Hallwas, Reinhard Franzke, Jürgen Weise, Helmut und Michael Melcher, Knut Michalk, Andreas Rumplasch, Stefan Schmidt, die drei Großmanns Jean, Jürgen und Steffen, Norbert Ladusch, Dietmar Brunsch, Andreas Stiller sowie Eckhard Byron, inzwischen Torsteher beim Bezirksligisten Grün-Weiß Weißwasser.

  Am 9. August 1990 schließlich benannte sich Traktor in "SV Skerbersdorf 48" um und erhielt einen entsprechenden Eintrag im Vereinsregister des Weißwasseraner Amtsgerichts.

1993 entstand im Ort eine Damenelf, die zur Saison 1996/97 nach Jahren harten Trainings endlich mit den Punktekämpfen beginnen konnte. Skerbersdorf wurde der Bezirksklassenstaffel West zugeteilt und traf auf Lohmen, Pirna, Meißen, Schmölln und Großpostwitz. Nur um die Winzigkeit eines Tores verpaßte der SV 48 den Staffelsieg. Anschließend verloren die dadurch zweitplazierten Damen das Spiel gegen Kreba, den Vizemeister der Oststaffel, und wurden Gesamtvierter.

Bereits 1995 hatte Übungsleiter Uwe Rathner mit dem Team an einem Turnier in Prag teilgenommen. Heute umfaßt sein Kader etwa 30 Frauen und Mädchen. Die Torhüterin steht wohlgemerkt in einem Großfeldtor! Derweil brauchen Nicole Nagorka, Ute Dörfel, Annett Junge, Hannelore Balko oder Ute Dominikowski, um an dieser Stelle nur einige Feldspielerinnen zu nennen, ein beträchtliches Maß an Kondition, um die Tempohatz problemlos durchzustehen.

   Wenn sich die Skerbersdorfer Damen dann im Anschluß an Heimpartien etwas erfrischen wollen, kommen besonders die überwiegend männlichen Zuschauer auf ihre Kosten. Die Gastgeberinnen müssen nämlich, um von ihrer Kabine zu den Duschen zu gelangen, den an der frischen Luft befindlichen Plattenweg benutzen. Es darf demnach niemanden verwundern, an Wochenenden leichtbekleidete weibliche Personen am Rande des Sportplatzes entlanghuschen zu sehen! Die 1982 eingeweihten Duschen sind im übrigen noch immer an einen alten "Warmfix" gekoppelt.

Neben den Damen stehen momentan zwei weitere Mannschaften im Spielbetrieb: Dies sind zum einen die Männer, zum anderen die Knaben, heutzutage allerdings besser als D-Jugend bekannt. Einschließlich der Alten Herren, welche Hobbykickerstatus genießen, zählte der Sportverein zum 1. Januar 1997 volle 73 Mitglieder - zu DDR-Zeiten nie erreicht!

Knaben-Übungsleiter Helmut Melcher fleht seine Schützlinge permanent an, Freunde für den Fußballsport zu begeistern, um dem ständigen Spielernotstand endlich ein Ende zu bereiten. Dieser hatte zwischen 1994 und 1996 im Nachwuchsbereich zu einer Fusion mit Stahl Rietschen geführt. Die Spielgemeinschaft hielt sich wacker im vorderen Teil der Tabelle. Doch danach beschritten die acht- bis zwölfjährigen Skerbersdorfer wieder eigene Wege. Mittlerweile hängt die Rote Laterne in der Neißegemeinde. Der Nachwuchs von Klitten, Grün-Weiß Weißwasser, Boxberg oder Kromlau ist in dieser Saison einfach einen Tick besser, dabei wurde im Winter in Sagars Turnhalle durchaus fleißig geübt. Damen und Männer taten dies ihrerseits in der Krauschwitzer Halle. Aber auch sie haben schon bessere Zeiten erlebt.

Die von Volker Byron trainierten Herren der Schöpfung stecken derzeit tief im Tabellenkeller. Nach dem freiwilligen Abstieg aus der 1. Kreisliga, der den dort vergleichsweise hohen Schiedsrichterkosten geschuldet war, ist die "Erste" jetzt Schlußlicht der 1. Kreisklasse.

Skerbersdorfs Frauen wiederum rangieren zur Zeit nur auf dem fünften Platz ihrer sieben Mannschaften umfassenden Bezirksklassenstaffel Ost. Angesichts der grandiosen Erfolge in der Premierensaison 1996/97, während der die Damen allerdings der etwas schwächeren Weststaffel angehörten, teils überraschend, teils erklärbar. In der laufenden Serie kommen die Gegner nun aus Königswartha, Großpostwitz, Spitzkunnersdorf, Hoyerswerda, Wittichenau und Kreba. Und da kicken keine heurigen Häschen!

Früher als BSG-Leiter bezeichnet, darf sich Helmut Melcher seit der Wende "1. Vorsitzender des Vereins" nennen. Aus dem Sektionschef wurde zur gleichen Zeit ein "1. Abteilungsleiter Fußball". Melcher, der selbst mit dem aktiven Sport aufgehört hat, fährt heute indes nicht nur mit Skerbersdorfs Nachwuchs über die Lande. Als Schieds- und Linienrichter ist er sozusagen gleich in dreifacher Mission für den Fußball unterwegs.

Für den 10. bis 12. Juli ist anläßlich des 50. Geburtstages des Vereins ein Jubiläums-Sportfest geplant. Dabei wollen die ehemaligen Skerbersdorfer Sportler am Freitag in Erinnerungen schwelgen! Erinnerungen an ein halbes Jahrhundert erlebnisreicher Sportgeschichte. Das gemütliche Vereinszimmer mit dem großen Kachelofen sowie den Wimpeln und Fotos aus vergangenen Zeiten wartet nur darauf genutzt zu werden. Die Gaststätte Hubatsch, wo die Tischtennisspieler einst in den Fünfzigerjahren das Saal-Parkett lädierten, wird diesmal nach Lage der Dinge übrigens nicht in Mitleidenschaft gezogen werden... Dafür unter Umständen der Rasen des Sportplatzes, denn vielleicht ringen sich Skerbersdorfs Oldies noch einmal zu einem Spielchen "Ausbauten" gegen "Dorf" durch.

Matthias Nicko