Zur Geschichte von Skerbersdorf
Zur Geschichte unserer Region
Ursprünglich lebten in unserer Gegend germanische Stämme, die schon während der
Bronzezeit einwanderten und das Land bis zum 4. Jahrhundert vollkommen
besiedelten, aber im Zuge der Völkerwanderung nach Westen weiterzogen.
Um das 7. Jahrhundert wanderte aus dem Osten der slawische Stamm
der Milzener in das Gebiet zwischen Oder und Elbe ein. Bereits im
9. Jahrhundert begannen vom deutschen Kaiserreich aus die
Eroberungsfeldzüge zur Unterwerfung der slawischen Stämme, in denen die Milzener
schließlich um das 10. Jahrhundert unterlagen.
Nachdem die Lausitz mehrfach den Besitzer gewechselt hatte, beendete schließlich
im Jahre 1031 der "Friede von Bautzen" die kriegerischen Auseinandersetzungen
zwischen dem Deutschen Reich und Polen. Die Oberlausitz gehörte seitdem
zum Deutschen Reich.
Im Jahre 1076 gab Kaiser Heinrich IV. das Markgrafentum Meißen nebst der
Oberlausitz als Lehen an den Herzog und späteren König Wratislav II. von Böhmen.
So kam die Oberlausitz unter böhmische Herrschaft.
Von besonderer Bedeutung war die Kreuzung wichtiger Handelsstraßen in unserer Region.
Dienten sie in Friedenszeiten der Entwicklung des Landes, so wurden daraus in Kriegszeiten
Heerstraßen: Große Heerscharen zogen durch die Lande und zerstörten Städte und Dörfer,
schwere Hungerjahre mit Not und Elend waren oft die Folge.
Die wichtigste Handelsstraße durch Muskau war die "Niedere Straße".
Während die von Köln kommende "Hohe Straße" (via regia)
von Leipzig über Großenhain, Kamenz, Bautzen, Görlitz nach Breslau
und von dort weiter nach Krakau führte, verlief die "Niedere Straße"
von Leipzig über Senftenberg, Spremberg, Muskau, Priebus, Sagan nach Breslau.
Besonders schwer war die Bevölkerung unserer Region vom Dreißigjährigen
Krieg (1618-1648) betroffen. Mehrmals zogen kaiserliche und schwedische Truppen durch das Land
und plünderten die Städte und Dörfer aus. Auch lange nach Beendigung des Krieges herrschte noch
große Not, da der Bevölkerung kaum noch Zugtiere, Vieh und Saatgut geblieben waren.
Infolge des Prager Friedens im Jahre 1635 kam die Oberlausitz als Entschädigung
für die Kriegskosten unter sächsische Herrschaft, nachdem sie mit wenigen Unterbrechungen
von 1076 bis 1635 zu Böhmen gehört hatte.
Auch im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) war die Region wieder
mehrfach Schauplatz von Kampfhandlungen. Die Hungersnot nach dem Krieg wurde noch schlimmer,
als im Jahre 1771 das Getreide wegen lang anhaltender Regenfälle auf den Feldern verfaulte. 1772 starben
in der gesamten Herrschaft Muskau 409 Menschen, wogegen nur 180 geboren wurden.
[Arnim/Boelcke 1992]
Als Folge der Befreiungskriege gegen Napoleon (1792-1815) musste Sachsen mit der Unterzeichnung der
Schlußakte des Wiener Kongresses im Jahre 1815 einen großen Teil
seines Besitzes an Preußen abtreten. Dadurch wurde die Oberlausitz auf einer etwa in
West-Ost-Richtung verlaufenden Linie südlich von Görlitz geteilt:
Der südliche Teil einschließlich Zittau verblieb bei Sachsen, während der
nördliche Teil mit Görlitz (und auch Skerbersdorf) an das Königreich Preußen
fiel, unter die Verwaltung des Regierungsbezirkes Liegnitz gestellt wurde, und
nun für 130 Jahre (bis 1945) zur Provinz Schlesien gehörte.
Der Zweite Weltkrieg war der größte und blutigste zusammenhängende Konflikt in
der Geschichte der Menschheit. Er begann in Europa mit dem deutschen
Überfall auf Polen am 1. September 1939. Beendet wurde er in Europa am 8. Mai 1945.
Hatte der Erste Weltkrieg fast 10 Millionen Todesopfer
gefordert, forderte der Zweite Weltkrieg schätzungsweise 55 Millionen
Menschenleben, darunter über 20 Millionen Zivilisten. [wikipedia 2005]
Auch viele Skerbersdorfer mußten im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen.
Nur wenige der Soldaten kehrten gesund aus dem Krieg, oder erst viel später,
aus der Gefangenschaft zurück.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges entstand bereits ab Mai 1945 im Rahmen des
späteren Landes Sachsen der Landkreis Weißwasser, der aber 1948 im Kreis Niesky
aufging. Ab 1952 wurde der Kreis Weißwasser wieder gebildet, allerdings als Teil
des Bezirkes Cottbus. Nach mehr als sechshundertjähriger Zugehörigkeit erfolgte
damit erstmalig eine Trennung der nördlichen Region um Weißwasser von der
Oberlausitz.
Nach dem Anschluß der DDR an die Bundesrepublik Deutschland am 03.10.1990 kam es zur
Wiederherstellung der alten, historisch gewachsenen Einheit der Region
Oberlausitz als Teil des Freistaates Sachsen in der Bundesrepublik Deutschland.
Im Rahmen der Kreisgebietsreform enstand im August 1994 der Niederschlesische
Oberlausitzkreis.
Der folgende Ausschnitt stammt aus einer Karte, betitelt "Lusatia Superior", die in zahlreichen Variationen gedruckt worden ist.
Alle beruhen auf der berühmten Karte von Bartholomäus Scultetus (1540 - 1614) aus dem Jahre 1593.
Scultetus (lat. Schreibweise des deutschen Namens "Schulz") war Bürgermeister von Görlitz,
Mathematiker, Karthograph und Astronom. Von ihm stammt auch die bekannte Sonnenuhr
über der Görlitzer Ratsapotheke.
In dieser Karte (wahrscheinlich um 1635) sind erstmalig auch kleinere Ortschaften eingezeichnet.
Skerbersdorf ist darin unter dem Namen "Gerartsdorff" zu finden, Neudorf heißt "Newdorff".
Interessant ist die (z.B. bei Wendisch Musta) mit den Worten "Wendisch"/"Deutsch"
eingezeichnete Sprachgrenze.
Im Gegensatzt zur Originalkarte von Scultetus weist auf dieser Karte Norden bereits nach oben.
Siehe auch [Smers 1988].
|
Muskau und Skerbersdorf
|
Die Standesherrschaft Muskau, welche sich bis zum 15. Jahrhundert zu einer der
bedeutendsten Herrschaften der Oberlausitz entwickelte, entstand aus einer
Wasser- oder Sumpfburg, die an einer Furt durch die Neiße lag.
Bereits um 1200 wurde in dem Dorfe Berg als eine der ersten in dieser
damals heidnisch-wendischen Gegend die kleine Kirche errichtet, deren Ruine
heute noch im Muskauer Oberpark steht. Im Jahre 1346 wird in den
Kirchenmatrikeln des Bistums zu Meißen die "Parochie Muskau" genannt; in der
Bergkirche sind zu dieser Zeit wahrscheinlich Keula, Krauschwitz, Sagar,
Weißkeißel, Skerbersdorf, Lugknitz, Berg und Köbeln eingepfarrt [Merkle 1997].
Nach Pohl [Pohl 1924] wird Skerbersdorf zum ersten Male
im Jahre 1366 erwähnt:
Der wendische Name Skarbišecy bedeutet Dorf des Skarbis vom altsl. skarbu = Schatz. Die erste Erwähnung geschieht ums Jahr 1366.
In [Arnim/Boelcke 1992] finden wir auch den Anlaß für diese erste Erwähnung:
Am 9. September 1366 bestätigte Herzog Bolko II. von Schweidnitz-Jauer als Pfandherr östlicher Teile der Oberlausitz, daß Johann von Penzig seiner Mutter Aluscha die Muskauer Pertinenzien Sagar, Braunsdorf, Skerbersdorf sowie 600 Groschen auf dem Hammer zu Boxberg und ferner seiner Gattin das Dorf Gablenz als Leibgedinge verschrieben habe.
Die Geschichte von Skerbersdorf ist untrennbar mit der Geschichte der Standesherrschaft
Muskau verbunden, zu der seine Bewohner zuerst als Leibeigene, nach 1807
(Aufhebung der Leibeigenschaft in Preußen; in der Herrschaft Muskau erst 1844 vollendet)
als freie Bewohner gehörten.
|
Bis zum Bau der Kirche in Krauschwitz gehörte Skerbersdorf zum Kirchspiel der
wendischen Andreaskirche in Muskau, die um 1500 für die Bewohner der zur
Standesherrschaft gehörenden wendischen Dörfer gebaut wurde, weil die Bergkirche
zu klein geworden war. Die Kirchenbücher, in der die Taufen, Trauungen und
Sterbefälle unserer Vorfahren aufgezeichnet sind, lagern bis heute im
evangelischen Pfarrhaus in der Andreasgasse von Muskau.
In den
Skerbersdorfer Ausbauten gab es sogar einen "Kirchweg" (etwa zwischen den
Grundstücken Jainsch und Rösler/Ressel), den die Bewohner beim sonntäglichen
Kirchgang, der die Rothenburger Straße entlang nach Muskau führte, benutzten.
Auf dem folgenden Kartenausschnitt sind die Grenzen des Besitzes der Standesherrschaft rot eingezeichnet.
Die rotbraun eingefärbten Flächen gehören ebenfalls zur Standesherrschaft
(so auch alle Grundstücke an der Straße zur Tanne ab dem Grundstück Zur Tanne 71 (früher Hensel)
sowie das alte Neudorf).
Die Feuertürme sind als rote Kreise eingezeichnet.
|