Die Schule von Skerbersdorf
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Urkunde zur Anstellung des ersten Lehrers von Skerbersdorf, Johann Samuel Reichenbach:
Wortlaut:
Acta
Johann Samuel Reichenbachs Be-
stellung zum Schulhalter bey
denen Dorffschafften Sagar und
Skerbersdorff betr.
de ao. 1769
noch
Johann Gottlob Reichenbachs Bestellung
de ao. 1798
Auszug aus der Schulchronik von Skerbersdorf, geschrieben 1887:
Um die Gründung der ersten Landschulen in der Standesherrschaft Muskau hat sich der
Archidiakonus zu Muskau (1765), späterer Pastor von Schleife (1775),
Johann Heinrich Friedrich Herwig, hochverdient gemacht und zwar in der Zeit, da
der Reichsgraf Johann Alexander von Callenberg, dem das geistige und leibliche
Wohl seiner Unterthanen über alles ging, Besitzer der Standesherrschaft war.
Bisher gab es
nur zwei Schulen, eine deutsche und eine wendische, in Muskau, erstere für die
Stadtkinder, die andere für die Kinder aus den umliegenden Dörfern. Welch ein
großer übelstand eine solche mangelhafte Einrichtung für die heranwachsende
Jugend war, hatten Archidiakonus Herwig und Reichsgraf von Callenberg längst
erkannt, und beide wirkten nun dahin, dass im Jahre 1770 endlich die ersten
sieben Schulen auf den Dörfern gegründet werden konnten. „Der Graf schenkte die
Baumaterialien und gab Äcker, Wiesen u. Holz für die Lehrer her. Man bestimmte,
dass ein Bauer jährlich 18 Groschen,
ein Gärtner 12 Groschen und
ein Häusler 8 Groschen
geben solle und dafür alle seine Kinder u. Gesinde täglich im
Christentume, Schreiben und Rechnen unterrichten lassen könne. Auch die
kinderlosen Grundbesitzer mussten diesen Beitrag leisten. (...)
Das erste Schulhaus wurde für Weisskeissel-Heide gebaut
(57 Kinder, erster Lehrer Johann Gottlieb Paulick).
Das zweite Schulhaus wurde für Skerbersdorf-Sagar gebaut und wurden anfänglich ebenfalls
57 Kinder unterrichtet deren erster Lehrer Johann Samuel Reichenbach war.
Das dritte Schulhaus erbaute man für Weißwasser-Krauschwitz (35 Kinder, erster Lehrer
Johann George Beck);
das vierte für Braunsdorf-Köbeln, erster Lehrer Christian Ernst Senft, dann Johann Gotthelf
Günther);
das fünfte für Keula-Lugknitz (32 Kinder, erster Lehrer Johann
Gotthelf Günther);
das sechste für Mühlrose-Mulkwitz (31 Kinder, erster Lehrer Matthäus Heinze);
das siebente für Mochholz-Altliebel-Nappatsch-Viereichen (39 Kinder, erster Lehrer Martin Deddo).
Bis zum Jahre 1879 war Sagar für den jeweiligen Lehrer zu Skerbersdorf Laufschule. Im
Hintergehöft des 1/2 Bauers Drogoin gen. Swetasch war vor Erbauung der jetzigen
Sagarer Schule eine soge. Ausgedingestube als Unterrichtszimmer eingeräumt.
Trotzdem die Thür- und Fensterkonstruktion dieses Schulpalastes zu jeder
Jahreszeit genügende Ventilation verschaffte, konnte es doch nicht als
besondere Annehmlichkeit gelten, in dem ca. 60 cbm großen Raume 5 Stunden hintereinander
80 Kinder in zwei Klassen zu unterrichten. Wohl an 20 Jahre ist die Jugend von
Sagar dort auf Kosten der Gesundheit des jeweiligen Lehrers unterwiesen worden.
- Vordem waren die Zustände freilich noch
weit trauriger zu nennen, denn der Lehrer wanderte damals mit seiner Schar
wohlgemut periodisch aus einer Bauernstube in die andere, jenachdem die
wohllöbl. Gemeindemitglieder darüber schlüssig geworden waren. – Man
stelle sich vor: die eine Seite der Stube als Pädagogium, die andere als
Wohnstube, Eß- oder Speisesaal und Küche zugleich für die Bauernfamilie (auch
Viehfutter wurde hier aufgebrüht u.s.w.) und im Winter zum Ergötzen noch als
Aufenthalt für junges Schwarzvieh, brütende Gänse (...) zugleich.
Abwechselnd also wurde in Skerbersdorf u. Sagar unterrichtet u. zwar
1.) bis Anfang dieses Jahrhunderts von obengenanntem Lehrer Reichenbach
2.) dessen Sohn als Nachfolger bis 1838 hier verblieb und von da ab an der Schule zu Schleife
einige Zeit thätig war. –
3.) Nach seinem Weggang erhielten die Schulen Skerbersdorf-Sagar eine neue Kraft
in der Person des Lehrers Horn, der 33 Jahre
hindurch , also bis 1871, hier segensreich gewirkt hat und nebst seiner Gattin
und einem Sohn auf hiesigem Friedhofe zur Ruhe gebettet ist.