Über Paul Kuhla, Gastwirt in Skerbersdorf
Den folgenden Bericht über Paul Kuhla, von 1902 bis 1926 Besitzer des Gasthofes von Skerbersdorf,
haben wir mit freundlicher Genehmigung des Autors dem Buch
„Paul Kuhla 1876 – 1962“
von Hans Mahlmeister (einem Enkel von Paul Kuhla) entnommen.
Der Vater von Paul Kuhla war Alkoholiker. Als er in angetrunkenem Zustand in Spremberg eine
Brücke überquerte, fiel er ins Wasser und ertrank.
Sein Sohn Paul kam schon mit 3 Jahren ins
Waisenheim. Dort kippte er von einer Fußbank und brach sich die Kniescheibe. Eine ärztliche
Behandlung erfolgte nicht. Seitdem hinkte er.
Martha Kuhla geb. Schuster, die Frau von Paul Kuhla,
erbte von ihrer früh verstorbenen Mutter eine ansehnliche Summe, die es dem jungen Ehepaar ermöglichte,
den Bau eines kleinen Hauses in Trattendorf zu finanzieren.
Einen Teil dieser Erbschaft zweigte Paul Kuhla ab, um sich als Weber selbstständig zu machen.
Das Unternehmen scheiterte, weil die selbstbewussten Mitarbeiter die harte Führung nicht
tolerierten und den Arbeitsplatz nach kurzer Zeit wieder verließen.
1902 kauft Paul Kuhla das in Skerbersdorf gut eingeführte Gasthaus dem Wirt Traugott Paulo ab.
Um das Gasthaus "Zur Eiche" nebst Ländereien kaufen zu können, wird er sein kleines Haus in
Trattendorf verkauft haben müssen.
Er konnte eine noch nicht fällige Hypothek, die auf dem Gasthaus lastete, übernehmen und so die
Immobilie finanzieren. Dem Bürgermeister war dieser ,,Eindringling" in sein Hoheitsgebiet ein Dorn im
Auge. Er behauptete, die Hypothek sei mit dem Erwerb der Immobilie fällig gewesen und verlangte
sofortige Zahlung. Paul Kuhla hatte weder die Mittel noch den Willen zu zahlen und so brachte der
Bürgermeister die Sache vor Gericht. Um seine Forderung zu untermauern, präsentierte er drei Witwen,
die unter Eid bestätigten, dass die Hypothek bei Besitzwechsel fällig werde (Anmerkung des Autors:
Leider liegen mir keine Dokumente über diesen dubiosen Fall vor.). Das Gericht gab dem Bürgermeister
Recht. Paul Kuhla, der nicht zahlen konnte, wurde verurteilt und nach Bautzen ins Gefängnis gebracht,
wo er einige Wochen ausharrte.
Kurz darauf verunglückte der Bürgermeister, als ihm beim Bergen von Langholz die Pferde
durchgingen. Er starb an den Folgen der dabei erlittenen Verletzungen. Die meineidigen Witwen, die von
dem Bürgermeister erpresst worden waren, um den Meineid zu leisten, fühlten sich von ihrem Erpresser
befreit und meldeten sich bei Gericht und bei Paul Kuhla, um den Fall klarzustellen. Dieser konnte das
Gefängnis als freier Mann verlassen.
Paul Kuhla erweiterte seinen Landbesitz, wann immer sich eine Gelegenheit ergab – und er etwas Geld
zur Verfügung hatte. Brachen, Sumpfland und wilder Busch wurden von seinen Kindern und einem
Knecht, der es bei ihm aushielt, zu brauchbarem Ackerland umgewandelt. Trotzdem klagte Paul Kuhla,
dass der Betrieb keine nennenswerten Erträge abwarf.
Tochter Gertrud berichtete, dass sie vor Schulbeginn beim Heu machen helfen und den Kartoffelacker
von Unkraut befreien musste. Sie bekam einen Verweis vom Lehrer wegen Zuspätkommens und sogar
Prügel wegen dreckiger Hände und Fingernägel. Der Lehrer mochte ihren Vater, den Gastwirt, nicht, weil
der Alkohol ausschenkte. Der Lehrer selbst war ein Gegner des Alkohols.
Nachfolger des Gasthofbetriebes von Paul Kuhla war Gustav Hubatsch. Seine Enkelin, Rita Kubin,
wusste Folgendes zu berichten: Paul Kuhla hatte die Kneipe nie selbst betrieben, sondern stets einen
Pächter eingesetzt. Nur so ist es vorstellbar, dass der Betrieb über viele Jahre florierte. Die „Goldenen
Zwanziger“ für Schlesien werden wohl auch für die Kneipe, bzw. den Gasthof einträglich gewesen sein.
Kein Zweifel, dass Paul Kuhla immer den Besitzer herauskehrte und die Linie der Befugnisse sich immer
seinen Gunsten verschob.
Um 1926 verkaufte Paul Kuhla den Gasthof (wohl über einen Mittelsmann) an Gustav Hubatsch. Die
Kaufraten gingen an eine „andere Person“, deren Name jedoch nicht mehr feststellbar ist.
Gustav Hubatsch schien nicht vom Glück begünstigt. Seine Frau verstarb und hinterließ ihm drei kleine
Kinder. Die Familie zog von Reichwalde nach Skerbersdorf. Dort heiratete er später die Großmutter von
Rita Kubin, Martha Hubatsch, die jedoch nach einigen Jahren (1946) die traurige Nachricht empfing, dass
ihr Mann von einem Baumstamm erschlagen worden sei.
Der Sohn, Kurt Hubatsch, zu der Zeit 15 Jahre alt, übernahm die traurige Aufgabe, seinen Vater mit
dem Gespann von Schweidnitz abzuholen, damit er im Saal des Gasthofs aufgebahrt werden konnte.
Das Gasthaus wurde von Martha und Kurt Hubatsch weiter betrieben und 1953 von Kurt und Erna
Hubatsch übernommen. Ab 1992 leitete Rita Kubin den Betrieb bis zu seiner Schließung im Jahre 2018.
Paul Kuhla um 1930 in Kuhstorf |
Paul Kuhla ist der Vater von
Artur Kuhla | * 7.02.1896 | + 1940~ |
Frieda Noack geb. Kuhla | *30.08.1898 | + 6.11.1985 |
Martha Panning geb. Kuhla | *22.07.1900 | +13.05.1972 |
Karl Kuhla | * 9.10.1903 | +11.09.1987 |
Gertrud Mahlmeister geb. Kuhla | *13.11.1905 | + 7.07.2000 |
Paul Kuhla | *24.12.1907 | +17.04.1947 |
Martin Kuhla | * 7.04.1910 | +15.02.2004 |
Grete Isbarn geb. Kuhla | * 6.12.1912 | +27.03.1999 |